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News Weniger Kontrastmittel: Hochmodernes Angiografie-System macht Gefäßdarstellung deutlich nierenschonender
Aktuell setzen erst wenige Zentren deutschlandweit das neue Gerät ein. „In ganz Bayern sind wir als Erste gestartet“, sagt Prof. Daniela Branzan, seit April 2024 neue Direktorin der Klinik und Poliklinik für Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie am TUM Universitätsklinikum, Klinikum rechts der Isar. Vor ihrem Wechsel nach München hat sie das System bereits am Universitätsklinikum Leipzig eingesetzt. Sie bringt daher bereits viel Erfahrung mit der Methode mit. „In Leipzig habe ich mehr als 200 Patientinnen und Patienten erfolgreich behandelt“, sagt Prof. Branzan.
Seit rund vier Wochen ist das neue Gerät nun auch am TUM Universitätsklinikum, Klinikum rechts der Isar, in Betrieb. Mehr als zehn Patientinnen und Patienten wurden seither bereits damit untersucht. Die meisten von Ihnen trotz eingeschränkter Nierenfunktion.
Eine Angiografie ist ein minimal-invasives Verfahren, mit dem sich Blutgefäße und auch der Blutfluss mithilfe von Röntgenstrahlen oder auch einer Magnetresonanztomografie auf einem Monitor sichtbar machen lassen. Entsprechend häufig wird es in der Gefäßmedizin eingesetzt: Mittels Angiografie lassen sich Aneurysmen, also gefährliche Aussackungen der Gefäßwände, früh erkennen und behandeln – oft bevor sie einreißen und zu lebensgefährlichen Blutungen führen. Auch Engstellen in Blutgefäßen (Stenosen) oder sogar vollständige Gefäßverschlüsse wie sie bei Patientinnen und Patientinnen mit Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“) auftreten, macht sie sichtbar.
Der nötige Kontrast dafür entsteht meist mit iodhaltigen Mitteln, die Patientinnen und Patienten gespritzt werden. Doch solche Kontrastmittel können nierenschädigend wirken. „Diese Nephrotoxizität ist vor allem für Menschen mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion sehr gefährlich“, sagt Prof. Branzan. Die Nierenfunktion kann sich weiter verschlechtern. Im schlimmsten Fall droht gar eine systemische nephrogene Fibrose, eine zwar sehr seltene, aber gefürchtete Komplikation.
Um solche Risiken zu vermeiden, setze man bei Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion daher oft CO2 zur Kontrastverstärkung ein, erklärt die Gefäßmedizinerin. Kohlendioxid (CO2) ist ein sehr bioverträgliches Gas, das auch in der Ausatemluft enthalten ist und aus stillem Leitungswasser Sprudel macht. Es schadet weder Nieren noch Leber und ist auch eine Alternative für Menschen mit Kontrastmittel-Allergie.
Da die Bildqualität mit CO2 als alleinigem Kontrastverstärker jedoch geringer ist, wird es in einigen Fällen auch zusammen mit wenig iodhaltigen Kontrastmitteln eingesetzt. „Der reduzierte Einsatz der Kontrastmittel führt zu einer verbesserten Erhaltung der Nierenfunktion – und damit zu weniger unerwünschten Ereignissen bei Risikopatientinnen und -patienten“, sagt Prof. Branzan. „So müssen viele deutlich weniger lang im Krankenhaus bleiben.“ Und: Im Vergleich zur alleinigen Angiografie mit iodhaltigen Kontrastmitteln könne die CO2-Angiografie „das Risiko akuter Nierenschäden um das Dreifache reduzieren.“
Bislang war die CO2-gestützte Angiografie jedoch nicht nur eine technische Herausforderung, die oft nur Hochrisikopatientinnen und -patienten vorbehalten blieb. Sie konnte auch richtig schmerzhaft werden, denn es ist nicht so einfach, Gas präzise von Hand zu dosieren und zu injizieren, da der Druck in den Gefäßen von vielen Faktoren abhängt. „Wird Kohlendioxid manuell verabreicht, kann es zu gefährlichen Druckspitzen kommen – vergleichbar mit dem Druck in einem Fahrradreifen“, sagt Prof. Branzan. „Der breite Einsatz dieser Technik ist daher erst nach der Einführung sichererer, automatisierter Systeme möglich.“
Ein solches System ist nun der Angiodroid. „Das neue Gerät am Klinikum verbessert die CO2-Angiografie erheblich, indem es die Nachteile der manuellen CO2-Gabe überwinden hilft.“ Durch automatisierte Dosierung, präzise Druckregelung und integrierte Sicherheits- und Überwachungssysteme ermögliche das Gerät eine „sichere und effektive Anwendung von CO₂ bei gleichzeitig optimierter Bildqualität“, sagt Prof. Branzan. „Dies reduziert das Risiko für Patientinnen und Patienten, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion, und steigert die allgemeine Diagnosesicherheit.“
Derzeit ist man am TUM Universitätsklinikum, Klinikum rechts der Isar, dabei, das neue System voll in den klinischen Alltag zu integrieren. Danach will man die Zahl der Patientinnen und Patienten, die damit untersucht und behandelt werden, schrittweise steigern. „Dabei konzentrieren wir uns besonders auf Patientinnen und Patienten mit allen komplexen Gefäßerkrankungen, insbesondere mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit“, sagt Prof. Branzan. „Hier sind die Vorteile des CO2-Injektors besonders ausgeprägt.“ Zudem wolle man kontinuierlich Daten über die Anwendung des Geräts sammeln und analysieren, um seine Wirksamkeit und Sicherheit noch genauer zu untersuchen. „Diese Daten werden uns helfen, die Methode weiter zu verfeinern und mögliche Verbesserungen zu erkennen“, sagt Prof. Branzan. Sie ist schon jetzt überzeugt: „Die neue Methode ist ein wichtiger Fortschritt in der Gefäßmedizin.“