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News Weil er überlebt hat: Ein Patient radelt für den guten Zweck
Man sieht Wolfgang Bär sein Alter nicht an. Der Münchner hat sich sein Leben lang fit gehalten – geistig bei der Arbeit als IT-Experte einer Versicherung, körperlich mit Sport: Mit Ski- und Radfahren, Bergtouren und Eisklettern füllte er seine Freizeit –„immer mit Vollgas“, wie er selbst sagt.
Dann, im Jahr 2015, die Zäsur: Bär kam mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus, die Ärzt*innen diagnostizierten eine „Sigmadivertikulitis mit gedeckter Perforation“. Übersetzt bedeutet das: „Ein Teil des Dickdarms hatte sich entzündet und war praktisch schon durchgebrochen“, sagt Bär. Lebensgefahr. Achteinhalb Stunden dauerte die Operation. Als Bär wieder aufwachte, hatte er ein Stoma, also einen künstlichen Darmausgang, und konnte aus eigener Kraft nicht einmal mehr aufstehen.
Der Mann, der die Alpen zu Fuß und mit dem Radl bezwungen hatte, brauchte zunächst fremde Hilfe, um auf die Beine zu kommen. Doch jeden Tag ging es für ihn Schritt für Schritt weiter aufwärts. „Ich hatte das Glück, dass ich von einem Team mit den besten Ärztinnen und Ärzten und mit absoluter Spitzenmedizin behandelt wurde“, sagt Bär. Prof. Helmut Friess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie am Universitätsklinikum rechts der Isar, nennt Bär ein „Stehaufmännchen“: Diese positive Einstellung sei für den Genesungsprozess sehr wichtig, sagt er: „Herr Bär wollte wieder zurück ins Leben. Das ist eine starke Motivation!“
Bär hat es geschafft. Schon bald durfte er nach Hause, kam regelmäßig zur Nachsorge in die Ambulanz, „und nach sechs Wochen haben die Ärzt*innen zu mir gesagt: ,Wenn Sie wollen, können Sie daheim auf der Trainingsrolle langsam wieder Rad fahren‘“, erzählt er. Die erste Fahrt sei herrlich gewesen. Nach neun Monaten saß Bär wieder im Job – er war „wieder hergestellt“.
Anders als die meisten Patient*innen ließ er jedoch den Kontakt zu seinen Ärzt*innen nicht abreißen, ganz im Gegenteil: Jetzt wollte er etwas zurückgeben. Anfang 2022 war es dann soweit: Als Bär in die Ruhephase der Altersteilzeit eintrat, beschloss er aufs E-Bike zu steigen und seine „Tour de Chirurgie“, vom Nordkap nach Tarifa (www.tourdechirurgie.de) anzutreten – um Spenden zu sammeln für die Stiftung Chirurgie TU München, die die Arbeit der Klinik und Poliklinik für Chirurgie unterstützt. „So etwas“, sagt Klinikdirektor Prof. Friess, „habe ich noch nie erlebt“.
Mit viel Demut ging Bär an dieses Projekt heran: „Man weiß ja nie, was passiert.“ Mit einem ausgefeilten Trainingsplan bereitete er sich vor – schließlich galt es an 107 Tagen Etappen bis zu 137 Kilometer und insgesamt fast 51.000 Höhenmeter zu überwinden; selbst mit Elektrounterstützung eine Herausforderung. Doch anders als bei früheren Unternehmungen stand nicht der Triumph im Vordergrund, sondern der Wunsch, gesund anzukommen. Die Operation, so Bär, habe ihm vor Augen geführt, welch kostbares und verletzliches Gut die Gesundheit sei.
Seine Route führte ihn über verkehrsreiche Straßen und abgelegene Waldwege, er quälte sich mit dem Hänger über Mountainbike-Trails, „und wenn’s gar nicht mehr ging, habe ich geschoben“, erzählt Bär. „Aber es gab keinen Tag auf meiner Tour, wo ich gesagt hätte, es macht keinen Spaß.“
Inzwischen sind rund 6700 Euro Spenden zusammengekommen. Mittel, mit der die Stiftung Chirurgie TU München zum Beispiel Fort- und Weiterbildungen für medizinisches Personal finanziert oder Ausstattungen, für die es keinen offiziellen Etat gibt, etwa zwei Fernseher für die Therapiestühle, in denen Patient*innen bei einer Chemotherapie sehr viel Zeit verbringen müssen.
Bär denkt derweil schon über sein nächstes Projekt nach. Was genau, will er noch nicht verraten. Nur so viel ist sicher: „Es wird natürlich wieder eine Aktion zugunsten der Stiftung Chirurgie TU München.“ Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr.