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News Gefäß-OPs virtuell miterleben: Neuroradiologie des Klinikums rechts der Isar setzt auf digitale Weiterbildungsangebote
Dr. Benedikt Schwaiger sitzt im OP-Vorraum der Neuroradiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar. Durch eine große Glasscheibe hat er Sichtkontakt zum OP-Tisch, wo der leitende Oberarzt Dr. Tobias Boeckh-Behrens gerade beginnt, ein Aneurysma, also eine krankhafte Gefäßerweiterung einer Schlagader, zu verschließen. Doch Dr. Schwaiger blickt lieber auf das Notebook, das vor ihm auf dem Tisch steht: Er hat sich online in ein verschlüsseltes Übertragungssystem der Firma Tegus Medical eingeloggt und kann nun in Großaufnahme verfolgen, mit welcher Hand- und Fingerhaltung Dr. Boeckh-Behrens den feinen Gefäßkatheter durch Windungen einer Schlagader an der Schädelbasis steuert.
Möglich macht es eine hochauflösende Kamera, die auf einem Stativ hinter dem Operateur steht und ihm über die Schulter blickt. Ein Mausklick, und die Kamera schwenkt und zoomt auf die Monitore mit den Röntgenbildern über dem OP-Tisch. Hier zeichnen sich deutlich die Titanspiralen ab, mit denen Dr. Boeckh-Behrens das Aneurysma zu füllen beginnt. „Die Bedienung ist sehr intuitiv“, sagt Dr. Schwaiger, der das Projekt zusammen mit Dr. Uta Hanning vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet. Währenddessen hört Dr. Schwaiger die Erläuterungen des Operateurs und kann ihm auch jederzeit Fragen stellen – so wie alle anderen Teilnehmer*innen, die live zugeschaltet sind, um an dem Weiterbildungsprogramm „eFellowship Interventionelle Neuroradiologie“ der Deutschen Fachgesellschaft für Neuroradiologie teilzunehmen.
Bereits seit Januar läuft die zweite Staffel. „Das Feedback zur ersten Staffel des Projekts war hervorragend“, sagt Prof. Claus Zimmer, Ärztlicher Leiter der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie am Universitätsklinikum rechts der Isar und Präsident der Fachgesellschaft. Die große Mehrheit der Teilnehmer*innen fühle sich sicherer in der Neurointervention als vorher. Livestreaming werde „in Zukunft ein wichtiger Baustein bei der Ausbildung des interventionellen Nachwuchses sein“. Insbesondere in diesem Fachgebiet, das gerade eine rasante technische Entwicklung erfährt.
Neben der Ausbildung verbessert die neue Technik auch die Patientensicherheit: So können beispielsweise die Diensthabenden am Wochenende bei einem Notfalleingriff schnell einen weiteren erfahrenen Operateur oder eine Operateurin zu Rate zu ziehen. „Früher hat man in solchen Fällen telefoniert, aber das eröffnet eine ganz neue Dimension“, sagt Dr. Boeckh-Behrens. Auch Proctoring, also die Anleitung von jüngeren Ärzt*innen durch erfahrene Kolleg*innen, nützt Operateur*innen und Patient*innen gleichermaßen. Und auch die Expert*innen können dank der Kamera noch etwas lernen: bei Joint Sessions, die neu ins Programm der zweiten Staffel aufgenommen wurden. „Einer zeigt, wie man Gefäße behandelt, und die anderen Zentren schauen zu“, beschreibt Dr. Schwaiger das Prinzip. Am Ende also eine Win-Win-Situation für alle.