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News Wissenschaft für Bürgerinnen und Bürger: „Interaktion auf Augenhöhe“
Das erste Treffen ist ein Testballon – und es läuft gut, ziemlich gut sogar. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren mit, tauschen sich aus, stellen Fragen. „Forschung aktiv mitgestalten“: Der Projektname für den Forschungsstammtisch des Instituts für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) ist hier Programm. Und genauso haben sich das auch die Forscherinnen und Forscher vorgestellt: Sie wollen den Menschen die allgemeinmedizinische Forschung begreiflich machen – und zugleich von deren Wissen und Erfahrungen profitieren. „Interaktion auf Augenhöhe, die langfristig eine nachhaltige Beteiligung ermöglichen soll“, das strebt Institutsdirektor Prof. Antonius Schneider an.
Ein Dutzend Frauen und Männer sind seiner Einladung zu einem ersten Orientierungstreffen im Hofbräukeller gefolgt, um sich künftig aktiv in die Forschung einzubringen – von der Auswahl der Projekte bis hin zur Begleitung von Studien. Das Spektrum der Teilnehmenden reicht von der Seniorin, die sich als Patientin oft vom Gesundheitssystem alleingelassen fühlt, über die Lehrerin, die sich „Heilung statt Symptombekämpfung“ wünscht, bis hin zur Diplom-Kauffrau, die sich wundert, warum Ärzt*innen „immer erst bezahlt werden, wenn man krank ist, und nicht, um uns gesund zu halten“. Manche der Teilnehmer*innen sind vom Fach, etwa ein unabhängiger Patientenberater, eine Physiotherapeutin und eine Vertreterin des Münchner Bündnisses gegen Depression. Andere wollen einfach ihre Expertise einbringen, etwa der Maschinenbauingenieur, der darüber nachdenkt, wie man Medizin auf einzelne Menschen zuschneiden kann „und nicht auf die statistische Menge“.
Ansätze, von denen sich der Institutsleiter Prof. Schneider begeistert zeigt. Der Mediziner, der seit 2009 die erste Professur für Allgemeinmedizin in Bayern innehat, ist überzeugt, dass es richtig und unumgänglich sei, nicht nur Patient*innen, sondern auch Bürger*innen an der Forschung zu beteiligen. „Wir müssen schauen, dass das, was im Elfenbeinturm geforscht wird, auch in der Bevölkerung ankommt und der Bevölkerung nutzt“, sagt er.
Zudem gehe es auch darum, Studienunterlagen allgemeinverständlich zu formulieren, ergänzt Institutsmitarbeiter Jan Gehrmann. Denn nicht immer sei den Menschen, die sich an wissenschaftlichen Studien beteiligen, wirklich klar „was sie da unterschreiben“. Und wer könnte besser beurteilen, was allgemeinverständlich ist, als die Allgemeinheit – also die Bürger?
Die Kooperationen müssen gemeinsam entwickelt werden – im Zusammenwachsen wird sich zeigen, wie die konkrete Arbeit der Gruppe künftig aussehen soll. Gleich zum Auftakt kristallisiert sich schon ein möglicher Schwerpunkt heraus: Die Kommunikation zwischen (Haus-)Ärzte und Patientinnen und Patienten muss besser werden. Und, auch ganz wichtig: Man wolle den Teilnehmer*innen Einblicke in Abläufe und Rahmenbedingungen von Forschungsvorhaben gewähren, etwa in die Notwendigkeit, private oder öffentliche Geldgeber zur Finanzierung der einzelnen Projekte zu finden. Mitgerissen von der Begeisterung der Teilnehmer*innen, wagen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Clara Teusen und Stefanie Eck einen Ausblick, wie weit die Bürgerbeteiligung reichen könnte: „Wenn Bürgerforen im Bundesministerium für Bildung und Forschung an Entscheidungen beteiligt werden, welche Forschungsvorhaben gefördert werden: Dann wäre die Forschung wirklich bei den Bürger angekommen“, sagen die Forscherinnen.
Der Forschungsstammtisch sucht noch weitere Mitglieder:
Die Gruppe trifft sich regelmäßig, weitere Mitglieder sind willkommen! Der nächste Termin ist am 26. Januar 2023 im TranslaTUM (Einsteinstraße 25). Für die Anmeldung und für nähere Auskünfte bitte Clara Teusen vom Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung per E-Mail kontaktieren: Clara.Teusen@mri.tum.de