Die Krankenhausapotheke am Klinikum rechts de rIsar hat vielfältige Aufgaben. Von der Beratung des ärztlichen und pflegerischen Teams über die Arzneimittelbestellung bis hin zum Herstellen eigener Medikamente und der Qualitätskontrolle. Auch forschen unsere Mitarbeitenden zu Nutzen und Weirksamkeit von Arzneimitteltherapien. Darüber hinaus hat sich die theoretische und praktische Ausbildung von Pharmaziestudierenden, -praktikant*innen und Pharmazeutisch Technischen Assistent*innen (PTA) etabliert.
Arneimittelversorgung
Die Pharmazeutische Logistik umfasst alle Dienstleistungen und Abläufe in der Apotheke, die sicherstellen, dass das richtige Arzneimittel für den richtigen Patienten rechtzeitig und in optimaler Qualität zur Verfügung steht. Dabei müssen selbstverständlich alle fachlichen und gesetzlichen Anforderungen eingehalten werden.
Die Abteilung koordiniert alle Arzneimittelbestellungen, ist verantwortlich für die fachgerechte Lagerung und sorgt für die rechtzeitige Belieferung der Stationen mit den angeforderten Arzneimitteln. Gerade bei Chargendokumentationen über einen teilweise 30jährigen Zeitraum, stellen wir als pharmazeutische Logistik die Dokumentation in Kombination mit der betreffenden Station sicher.
Arzneimittebestellung
In der Arzneimittelliste des Klinikums sind derzeit 1.200 Präparate gelistet, d.h. diese Medikamente werden von uns ständig in entsprechend benötigter Menge vorrätig gehalten. Eine regelmäßig tagende Arzneimittelkommission bestehend aus Apotheker*innen und Klinikärzt*innen beraten über Aufnahme neuer bzw. Streichung alter Medikamente der Arzneimittelliste. Durchschnittlich werden diese gelisteten Arzneimittel pro Jahr ca. 350.000mal in der Apotheke angefordert.
Für die regelmäßige Belieferung der Klinik mit Arzneimitteln besitzt die Apotheke seit April 2018 einen neuen Kommissionierautomaten: den BD ROWA VMax. Dessen Besonderheit ist die doppelte Anlage mit vier Greifarmen für eine effektive und schnelle Auslagerung, sowie einem Fassungsvermögen von ca. 70.000 Packungen.
Mit dem Kommissionierungsautomaten können zwei Drittel aller gelisteten Arzneimittel direkt in die für die Stationen bestimmten Transportbehälter verteilt werden. Pro Ausgabetag werden dabei ca. 3.000 Packungen über den Automaten in etwa 150 Transportbehälter kommissioniert. Die restlichen Arzneimittel, die außerhalb des Kommissionierautomaten lagern, werden mit mobilen Scannern dazu kommissioniert. Anschließend werden die Behälter stichprobenweise kontrolliert, mit der Empfängeradresse versehen, verschlossen und in Containerwägen dem zentralen Kliniktransportdienst übergeben.
Palettenlager
Im Palettenlager der Apotheke, zuständig für die Versorgung des Klinikums mit Infusionen, Diätetika, Röntgenkontrast-, Pflege- und Desinfektionsmitteln, werden pro Ausgabetag ca. 600 Kartons und Kanister in Containerwägen zum Transport zu den Bedarfsstellen bereitgestellt. Pro Ausgabetag verlassen ca. 40 Containerwägen die Apotheke.
Laborbestellung
Wir die Forschungslabore und Institute des Klinikums rechts der Isar mit allen notwendigen Chemikalien, Diagnostika und Reagenzien.
Wir nehmen die bestellte Ware in Empfang, kontrollieren sie und können sie im Bedarfsfall auch bis zur Auslieferung an den Verbraucher unter den geforderten Bedingungen zwischenlagern.
Arzneimittelherstellung
Die vorrangige Aufgabe des Herstellungsteams besteht darin, Patientinnen und Patienten im Klinikum mit speziellen Arzneimitteln zu versorgen, die Industrie nicht anbietet. Damit schließen wir therapeutische Lücken oder erleichtern Ärzt*innen und Pflegepersonal die Applikation von Arzneimitteln durch nutzerspezifische Produkte. Dies senkt Personal- und Materialkosten. Einige auf dem Markt nur teuer angebotenen Produkte können durch preiswertere aus der eigenen Produktion ersetzt werden.
Der Bereich Herstellung gliedert sich in die Sterilabteilung und die Galenische Abteilung (Galenik = pharmazeutische Technologie) auf. In der Galenischen Abteilung werden sowohl einzelne Individualrezepturen als auch größere Chargen an Dermatika, Lösungen, Gele, Zäpfchen, Kapseln und Laborprodukten hergestellt.
In der Sterilabteilung können größere Ansätze an Infusions-, Injektions- und Spüllösungen produziert werden. Ebenso ist dort die Zubereitung von aseptischen Rezepturen und Einzelanfertigungen wie zum Beispiel Augen- oder Ohrentropfen möglich.
Zytostatikazubereitung und Betreuung klinischer Studien
Zentrale Zytostatikazubereitung
Zytostatika hemmen die Zellteilung bzw. das Zellwachstum und kommen hauptsächlich bei der Krebsbehandlung (Chemotherapie) zum einsatz. 1993 begann die Apotheke für einzelne Stationen Zytostatika applikationsfertig zuzubereiten. In den folgenden Jahren wurde das Ziel verfolgt, eine zentrale Zytostatikazubereitung für das gesamte Klinikum aufzubauen und alle onkologisch tätigen Stationen daraus zu versorgen. Neben der Entlastung des Stationspersonals waren vor allem der Schutz der zubereitenden Personen, die Gewährleistung einer einwandfreien pharmazeutischen Qualität und die Arzneimitteltherapiesicherheit ausschlaggebende Gründe, dafür in der Krankenhausapotheke als zentraler Stelle in die notwendige technische Ausstattung und die Schulung des Personals zu investieren. Seit 2001 erfolgt die Komplettversorgung des Klinikums. Seitdem steigt die Zahl der Zytostatikazubereitungen kontinuierlich und bewegt sich heute im mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr.
Die Herstellung erfolgt nach einem validierten Verfahren in einer hochmodernen im Jahr 2016 in Betrieb genommenen GMP-Produktionsanlage unter den Bedingungen der Reinheitsklassen A in B. In die medikamentösen Behandlungsabläufe ist die Apotheke voll integriert. Die gut funktionierende, enge Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegekräften mit Apothekern und pharmazeutisch-technischen Assistenten ist dabei eine wichtige Voraussetzung für einen optimalen Arbeitsablauf.
Studienkoordination
Die pharmazeutische Betreuung von klinischen Studien wurde schon frühzeitig von der Abteilung unterstützt und führte zu einer intensiven Zusammenarbeit mit den Kliniken und dem Münchner Studienzentrum. Im Durchschnitt werden 90 Studien parallel betreut. Die Abteilung steht den Ärzten des Klinikums als kompetenter Ansprechpartner für alle mit Arzneimitteln zusammenhängenden Fragen bei der Durchführung klinischer Studien zur Verfügung. Die zuständigen Apotheker*innen erfüllen diese Anforderungen u.a. durch eine kontinuierliche GCP-Qualifizierung.
Zu den Kernaufgaben der Krankenhausapotheke gehören neben den logistischen Leistungen die Beratung und Information von Ärzten und Pflegekräften zu Fragen, die mit der Anwendung von Arzneimitteln im Klinikum zusammenhängen.
Mit dem Ziel, Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arzneimitteltherapie zu verbessern, werden folgende Leistungen angeboten:
- Recherchen zu konkreten Anfragen wie z.B. Arzneimittelinteraktionen, Nebenwirkungen, Arzneimitteltherapie in Schwangerschaft und Stillzeit, Dosisanpassung bei Organfunktionseinschränkungen
- Schnittstellenmanagement in der chirurgischen Klinik: Beratung zur Umsetzung der ambulanten Arzneimitteltherapie und zur Entlassmedikation
- Die Apostille, Informationen aus der Krankenhausapotheke - eine Hauszeitschrift mit aktuellen Informationen zu Beschlüssen der Arzneimittelkommission und zu allgemeinen Themen rund um Arzneimittel
Pharmazeutische Betreuung der Intensivstationen
Seit geraumer Zeit unterstützen zwei Apothekerinnen das Team der Intensivstationen. Sie nehmen an Visiten teil, unterstützen u.a. bei der Arzneimitel-Auswahl, Fragen zur Dosisanpassung, pharmazeutischen Betreuung und Pharmakoökonomie, steuern Sonderanforderungen und optimieren die Lagerhaltung auf Station.
Pharmakoökonomische Beratung
Untrennbar mit der qualitativen Arzneimittelinformation ist die pharmakoökonomische Beurteilung der eingesetzten Arzneimittel. Kosteneinsparungen führen indirekt ebenfalls zu einer verbesserten Therapie, da freigesetzte Ressourcen innovative Therapieoptionen ggf. erst ermöglichen.
- Auswahl der gelisteten Arzneimittel nach qualitativen und ökonomischen Aspekten
- Überprüfung von Sonderanforderungen hinsichtlich gelisteter Alternativen
- Beratung zum rationalen Einsatz von Antibiotika unter Berücksichtigung von evidenzbasierten Empfehlungen und Kosten
- Beratung zur Mengen- und Kostenentwicklung einzelner Abteilungen
Forschung und Lehre
Neben der Routinetätigkeit werden von der Abteilung für Arzneimittelinformation und pharmakoökonomische Beratung in Zusammenarbeit mit der Industrie Studien zur Evaluation von Kosten und Nutzen der Arzneimitteltherapie durchgeführt. Als fester Bestandteil des Tätigkeitsfeldes hat sich darüber hinaus die theoretische und praktische Ausbildung von Pharmaziestudenten, -praktikanten und Pharmazeutisch Technischen Assistenten (PTA) etabliert.
Die Aufgabe der Abteilung Qualitätskontrolle besteht primär darin, die einwandfreie pharmazeutische Qualität aller in der Apotheke hergestellten Arzneimittel zu gewährleisten. Zur Erfüllung dieser Aufgabe ist die Abteilung mit modernen Geräten, die analytische Routine- und Spezialfälle mit chemischen, physikalischen und spektroskopischen Methoden abdecken, ausgerüstet.
In der Eigenproduktion
So werden jährlich ca. 400 Rohstoffe zur Arzneimittelherstellung nach den vom Europäischen Arzneibuch geforderten analytischen Methoden auf Identität, Reinheit und Gehalt geprüft. Weiterhin werden alle auf Vorrat hergestellten Eigenpräparate bzw. Zwischenprodukte nach eingehender analytischer Untersuchung zur Abgabe bzw. zur Weiterverarbeitung freigegeben. Durch das Erstellen neuer und das laufende Aktualisieren vorhandener Prüfanweisungen zur Untersuchung der Eigenpräparate wird die Arzneimittelsicherheit stetig gesteigert.
Bezüglich der Produktionsbedingungen
Der gesamte Herstellungsbereich der Apotheke und die Räume der zentralen Zytostatikazubereitung werden gemäß GMP sowohl mikrobiologisch als auch hinsichtlich der luftgetragenen Partikel überwacht. Diese Untersuchungen werden bei der Herstellung parenteraler Zubereitungen produktionstäglich durchgeführt. Ein komplexes Monitoringsystem dokumentiert nicht nur kontinuierlich die luftgetragenen Partikel der Reinheitsklassen A und B, sondern auch viele weitere physikalische Parameter wie Temperatur und Feuchte aller Lager- und Produktionsräume, Druckdifferenzen zwischen den Räumen unterschiedlicher Reinheitsklassen oder die Leitfähigkeit und Temperatur des in einer eigenen Destillationsanlage produzierten Wassers für Injektionszwecke.
Für Fertigarzneimittel
Im Rahmen der nach Apothekenbetriebsordnung vorgeschriebenen stichprobenweisen Überprüfung von Fertigarzneimitteln werden jährlich 260 Handelspräparate untersucht. Dieser Bereich beinhaltet auch, dass von den Stationen des Klinikums beobachtete und an die Apotheke gemeldete Qualitätsmängel von Fertigarzneimitteln überprüft werden. Derartige von der Abteilung Qualitätskontrolle beschriebene Mängel führten schon mehrere Male zu Chargenrückrufen der entsprechenden Produkte durch die pharmazeutische Industrie.